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Verbraucherwahrnehmung und Entsorgung von Biokunststoffen – Eine Befragung

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Vom 09.10.2023 bis 11.10.2023 fand der Food Science Dialog, veranstaltet von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) und der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz (BJV), statt. Der BFSV stellte in seinem Vortrag „Verpackungs-Champion oder Öko-Illusion? Die Sicht der Verbraucher auf Biokunststoffe und Konsequenzen“ Ergebnisse einer Verbraucherbefragung zur Wahrnehmung und Entsorgung von Biokunststoffverpackungen vor.

Verpackungen sind ein alltäglicher Bestandteil unseres Lebens und erfüllen dabei wichtige Funktionen. Dazu gehören das Portionieren von Produkten, die Vermarktungsfähigkeit und die Bereitstellung von Informationen über den Inhalt, die Bequemlichkeit für den Verbraucher, das Marketing und der Schutz der Produkte. Je nach Anforderungen des Füllgutes wird eine Verpackung entsprechend entwickelt und kann sich dabei aus einem oder mehreren Packstoffen zusammensetzen. Die Kombination mehrerer Packstoffe, wie beispielsweise verschiedenen Kunststofffolien zu einer Verbundfolie, kann die Barriereeigenschaften von sogenannten Verbundverpackungen gegenüber dem Füllgut erhöhen.

In den Medien haben Kunststoffe ein negatives Image, insbesondere aufgrund von Bildern verschmutzter Strände und Meere. Dies hat die Bedeutung von Nachhaltigkeit vor allem in Bezug auf Kunststoffverpackungen verstärkt, was auch die Verschärfung der Regularien in diesem Bereich zeigt.
Sowohl der Handel als auch Hersteller reagieren auf diese wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Verpackungslösungen. Dies spiegelt sich auf dem Markt in Form von umweltbezogenen Aussagen auf Verpackungen und neuen Verpackungsmaterialien wider.
Biokunststoffe werden als mögliche Alternative zu herkömmlichen Kunststoffen gesehen. Allerdings gibt es derzeit keine einheitliche Definition für Biokunststoffe.

Wie ist der Kenntnisstand von Verbraucherinnen und Verbrauchern zu Biokunststoffen? Wie nehmen sie Verpackungen aus Biokunststoffen wahr und wie entsorgen sie diese?
Eine Abschlussarbeit, betreut von Prof. Dr. Katharina Riehn (HAW Hamburg), Prof. Dr. Bernd Sadlowsky (HAW Hamburg und BFSV) und Marcella Waldner (BFSV), führte hierzu eine Online-Befragung durch und befragte insgesamt 151 Verbraucherinnen und Verbraucher ab 18 Jahren, die seit mindestens 5 Jahren in Deutschland leben.

Folgende Erkenntnisse konnten aus der Befragung gewonnen werden:

  • Die Befragten gaben an, ein mittleres bis hohes subjektives Wissen über Biokunststoffe zu haben, jedoch war der tatsächliche Wissensstand gering.
  • Es wurden nur wenige bewusste Käufe von Lebensmitteln in Biokunststoffverpackungen festgestellt.
  • Es bestand eine Überschätzung der Umweltfreundlichkeit von Biokunststoffverpackungen.
  • Die Kompostierung oder der biologische Abbau von Verpackungen wurde als umweltfreundlicher angesehen als das Recycling.
  • Die Verwendung der Vorsilbe „Bio“ in „Biokunststoff“ kann Verbraucherinnen und Verbraucher in die Irre führen und zu falschen Annahmen über die Umweltfreundlichkeit führen.

Insgesamt zeigten die Ergebnisse der Befragung, dass die eingeschlossenen Verbraucherinnen und Verbraucher eine verzerrte Wahrnehmung bei dem Thema Biokunststoffe aufweisen und diese außerdem als umweltfreundlicher wahrnehmen als konventionelle Kunststoffe.
Es wird insgesamt deutlich, dass die Aufklärung von Verbraucherinnen und Verbrauchern zum Thema Biokunststoffverpackungen und Verpackungsentsorgung auch zukünftig eine wichtige Rolle spielen sollte. Eindeutige Entsorgungshinweise auf jeder Verpackung könnten einen Teil der Lösung darstellen. Weiterhin werden allgemeingültige Begriffsdefinitionen zu Begriffen wie „Biokunststoffe“ oder „plastikfrei“ erforderlich sein. Solange es in Deutschland keine geregelte Recycling- und Sortierinfrastruktur für Biokunststoffverpackungen gibt, sollte nach Einschätzung des BFSV der Fokus nach derzeitigem Stand auf Kunststoffen liegen, die im aktuellen Mindeststandard als recyclingfähig eingestuft werden.

Der vollständige Vortrag kann hier eingesehen werden